Sunday, April 29, 2018

Tabula Rasa. Warum ich dem Kunst – Business den Rücken kehre.

Ich hab lange überlegt, ob ich diesen Blogeintrag schreiben soll. Aber naja, am Ende hab ichs dann doch getan, alleine weil ich finde, dass ihr die Wahrheit verdient. Und ich hoffe, ihr verachtet mich hinterher nicht dafür.
Ich möchte auch nicht rumheulen oder Finger zeigen wie gemein die Welt ist. Was ich hier aufliste ist meine eigene, persönliche Erfahrung mit diesem Business. Ich möchte ein wenig aufzeigen dass nicht alles immer nur eitel Sonennschein ist, wie uns viele glauben machen wollen.

Eines vorweg: Mein kleines Imperium namens ArT RefugiuM wird weiter existieren. Es wird sich an der Oberfläche nicht viel tun. Ein paar grundlegende Dinge jedoch werden sich sehr wohl verändern.


Fangen wir also an mit einem nüchternen Blick hinter die Kulissen eines aufstrebenden Künstlers …

Ich bin frustriert. Müde von einem Kampf gegen Windmühlen. Ausgelaugt, und nicht mehr bereit, noch einen einzigen Schritt nach vorne zu machen. Vielleicht bezeichnet man sowas auch als künstlerische Existenzkrise. Vielleicht aber auch als simples Scheitern, weil man nicht für eine Welt wie diese gemacht ist.


Die Kunst war schon immer ein Teil meines Lebens, schon seit ich denken kann.
Schon als Kind hatte ich eine starke Affinität zu Schreibwaren aller Art, und ich konnte ziemlich unangenehm werden, wenn mich meine Mutter aus der Schreibwarenabteilung im Supermarkt weg zerrte. Hefte und Stifte waren ein fester Bestandteil meiner Kindheit.

In der Schule fand es unser Klassenlehrer nicht so großartig, dass ich im Matheunterricht Mangafiguren zeichnete. Ich hab aber nicht aufgegeben. Mangas wurden mir aber irgendwann langweilig und so hab ich nach einer Weile aufgehört damit.
Dann kam Bob Ross im Fernsehen und ich wollte auch malen können.
Künstler, Leute die zeichnen / malen konnten hab ich schon bewundert als ich noch ein Kind war. Bis irgendwann eben der Punkt kam, wo ich sah, dass ich das auch konnte. Lange Zeit nur stümperhaft, und ich wage es auch heute noch nicht, mich „gut“ zu nennen, aber halt so, dass es ok aussieht wenn man sich am Ende das Werk ansieht.


Vor über 6 Jahren, Anfang 2012, begann ich dann, meine Fähigkeiten drastisch auszubauen. Erst mit Bleistiftporträts, dann mit Acrylfarben … über die Jahre kamen dann Buntstifte, Blattmetall usw. dazu. Die Motivation damals war groß, nachdem meine Nightwish – Porträtserie auf gute Resonanz gestoßen war und ich dachte mir hey – vielleicht ist es das, wofür du hier bist, vielleicht hast du jetzt deine Berufung gefunden. Die Kunst wurde eine Leidenschaft von mir und schließlich meine Art, zu leben. Der immer währende Drang, Bilder physisch zu erschaffen, die mein Kopf mir zeigt. Die Angewohnheit, Details zu sehen, wo andere nur oberflächlich hin sahen. Meine Umgebung genauer zu studieren, um mich von ihr inspirieren zu lassen.

So um 2014 rum muss es dann gewesen sein dass ich durch einen Freund der Familie meinen ersten Auftrag bekam. Und damit ging es los. Dachte ich zumindest.
Ich fing außerdem 2013 an, meine Sachen auch auf Etsy zum Verkauf anzubieten. Ich begann, mein Imperium nimmermüde aufzupusten und Werbung zu machen, zu schreien „Hallo, hier bin ich, ich arbeite gegen Bezahlung!“. Ich hatte mir sogar, dank meinem besten Freund, eine eigene Webseite zusammengebastelt (die ich aus Unwissenheit auch schon mindestens zweimal geschrottet hab, aber das steht auf einem anderen Blatt ...). 


Aber die meisten Tage und Nächte vergingen wie ein Sommernachmittag im Garten: du hörst die Grillen zirpen und sonst nichts. Meinen Lebensunterhalt musste ich anderweitig bestreiten.


Wenn ich heute Glück habe, verkaufe ich 2 oder 3 Sachen im Jahr auf Etsy und bekomme vielleicht durch eine gute Freundin 2 Aufträge … aber das ist alles.
Lange war ich auch auf unzähligen Plattformen online unterwegs, hab jeden Rat befolgt wie man sich erfolgreich selbst promotet, immer nach neuen Möglichkeiten gesucht, ALLES getan, um irgendwie bemerkt zu werden. Tja.
Bei anderen mag es geklappt haben, aber ich persönlich konnte nur das Gras wachsen hören.

Mein Traum, einmal von etwas leben zu können, das ich mit Freude praktiziere, wofür ich mich nicht jeden Tag selbst hasse und mich frage warum ich es eigentlich tue … geplatzt wie eine zu groß geratene Seifenblase. Wenn ich meinen Lebensunterhalt von dem hätte bestreiten wollen was ich über das Jahr verkaufe, dann hätte ich meine Preise so hoch ansetzen müssen, dass erst recht niemand mehr Interesse gehabt hätte. Und das wollte ich nicht. Ich bin jemand, der weiß, wie es ist, nichts zu haben, und deswegen wollte ich nicht zu viel verlangen.
Es war wohl trotzdem zu viel.

Das wollte ich lange nicht realisieren und bin im Hamsterrad weiter gelaufen. Hab immer fleißig weiter in den Wald hinein gerufen, versucht, meine unscheinbare Existenz bemerkbar für die Welt zu machen.
Mit jedem Bild, das ich postete, nahmen die Reaktionen ab. Na gut, wir reden hier nicht mehr von DeviantArt, weil die Seite liegt im sterben. Aber nehmen wir z.B. mal Facebook. Ich konnte von Glück reden, wenn ich über Monate 5 Likes zusammen bekam. Es gab nur ein Bild, das eine Ausnahme darstellte und immer noch darstellt, und das war mein erstes Buntstiftporträt, das die Statistiken durch die Decke gehen ließ.
Aber ansonsten: Totenstille. 13.000 Leute hatten den Post gesehen. Haben wollte das Bild keiner.


Anfang dieses Jahres hatte ich dann genug.

Genug davon, ständig nach Aufmerksamkeit zu heischen.
Genug davon, mich überall hin zu stellen, um vielleicht irgendwo jemanden zu finden der vielleicht daran interessiert war, mir einen Auftrag zu erteilen, nur um am Ende davonzulaufen wenn ich meine Preise nannte oder zu fragen – kannst du das auch mit nem anderen Medium (das ich natürlich noch nie angefasst hatte...)? Oder mir nach Beendigung meiner Arbeit mitzuteilen man wäre nicht zufrieden und wolle nicht zahlen.
Genug von all dem Zirkus darüber, ob ich gut genug bin, ob ich mich genug promote, ob ich genug Zeit zum Fenster hinaus werfe, um am Ende doch nichts zu erreichen.

Ich ziehe jetzt einen Strich unter diese verkorkste Rechnung. Tabula Rasa.
Ich kehre dem Kunstbusiness den Rücken. Ich hab genug.
Meinen Lebensunterhalt werde ich wohl anderweitig verdienen müssen.
Sollte mir danach sein, werde ich eventuell sogar meinen Etsy – Shop stilllegen.

Versteht mich aber jetzt bitte nicht falsch – ich höre nicht mit der Kunst auf! 

Die ist so tief in meinem Wesen verankert – schon immer – dass das einem Selbstmord gleichen würde, wenn ich komplett aufhöre. Nein. Ich werde weiter erschaffen. Weil es raus muss. Weil es meinen Kopf für ein paar Stunden zum Schweigen zwingt. Weil ich ohne meine Kreativität nichts bin. Und vielleicht, um der Nachwelt ein bisschen was zu hinterlassen. Vielleicht können meine Nachfahren ja wenigstens den Kram den ich produziere zu Geld machen später, dann, wenn ich es nicht mehr brauche.
Meine Facebookseite wird weiter bestehen. Ich werde weiter posten, damit ihr euch schöne Bilder anschauen könnt. Es wird sich nicht groß was verändern. Außer dass die Werbe-Schreie stiller werden. Mein Blog wird auch weiterbestehen.
Meine Webseite, DeviantArt, Youtube etc, das wird alles bestehen bleiben wie es ist. Ich werde auch weiter daran arbeiten, Videos zu machen. Einfach um meinen Prozess zu dokumentieren.

Aber ich werde nicht mehr dafür leben, auf Teufel komm raus zu verkaufen.
Ich gehe zum Hobbykünstler zurück, wenn man so will.
Was ich mit Aufträgen mache, weiß ich noch nicht. Aber fürs erste werde ich sowas denke ich nur noch für Leute machen, die ich kenne. Die wissen, wer ich bin, und die meine Arbeit schätzen und mich auch unterstützen. Und selbst die werde ich mit der Entscheidung konfrontieren, wie viel ihnen meine Kunst am Ende wert ist.
Keine Preistabellen mehr, keine ewig langen AGBs die sowieso nie jemand liest und sich am Ende dann wundert warum ich Bedingungen stelle, weil ich schon so oft über den Tisch gezogen wurde.

Nur noch ich, meine Materialien und der Drang, zu erschaffen.

Danke für's zuhören :) Ich werd euch auf dem Laufenden halten. Hab grad ein paar Bilder in Arbeit. Eines davon sollte demnächst fertig werden. Und wie es danach weitergeht, werden wir sehen.

Passt auf euch auf,
Marlies

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